21. Juni 2017
Hochschule Luzern
Soziale Arbeit
WIPO
Blockwoche
Thema 3
|
Solidarität / Europa /
Nationalismus / Isolationismus
7 Thesen von Andreas Gross
1.
Nationalismus und Isolationismus sind wie der Populismus illusionäre, rückwärtsgewandte Reaktionen auf die zügellose Globalisierung der Wirtschaft und die damit verbundene Entmachtung von Staat und Demokratie.
2.
Heute kann der Staat den Schutz nicht mehr leisten, den vor allem benachteiligte Bürgerinnen und Bürger von ihm erwarten. Auch die nationale Demokratie kann die Versprechungen nicht mehr einlösen, welche die Menschen von ihr erhoffen.
3.
Im 19.Jahrhundert gab es in den Staaten verschiedene Märkte, die sie sozial- und umweltverträglich gestalten konnten. Heute gibt es im Markt verschiedene Staaten; diese sind von Subjekten zu dessen Objekte geworden und wetteifern um die besten Investitionsbedingungen.
4.
Die EU vermochte diese Entmachtung der Demokratie und der Verlust der sozialen Kraft des Staates nicht zu kompensieren; im Gegenteil, sie förderte die Hegemonie von Marktverhältnissen und deren Wettbewerbs- und Konkurrenzlogiken.
5.
Eine sozialpolitisch engagiertere EU setzt freilich deren Demokratisierung voraus. Sie muss neu verfasst werden; die Grundlagenverträge müssen durch eine föderalistische Verfassung ersetzt werden.
6.
Die Demokratie gleicht heute dem Steuerruder eines Schiffes, das im Wasser liegt, dessen Steuerruder aber nicht mehr ins Wasser reicht. Das bedeutet jedoch noch nicht das Ende der Demokratie. Sondern das illustriert die Notwendigkeit der Transnationalisierung der Demokratie. Sie muss wieder ins Wasser reichen. Auch dies wäre durch eine föderalistische europäische Bundesverfassung möglich.
7.
Eine so umgebaute, neu begründete und demokratische EU kann kompensieren, was der Staat angesichts globalisierter Wirtschafts- und Marktverhältnisse nicht mehr leisten kann. Das ist die progressive Alternative zum rückwärtsgewandten Isolationismus, Nationalismus und Populismus. Sie ist aber unser aller Anstrengung wert; auch Schweizerinnen und Schweizer können dazu einiges beitragen.
Kontakt mit Andreas Gross
Nach oben
|