18. Mai 2014
Sonntagszeitung
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Es darf nicht sein, dass sich nur mehr Reiche parlamentarische Arbeit leisten können
Die SoZ macht eine Umfrage zum Miliz-/Berufsparlament.
Wie viel Prozent Ihrer Arbeitszeit wenden Sie für das Parlamentsamt auf?
Ich arbeite für den National- und den Europarat etwa 75 Stunden in der Woche, in der Regel verteilt auf alle sieben Wochentage. Das entspricht ca. 85 % meiner Arbeitszeit.
Sie verstehen sich als …
… als politischer Mensch, der wissenschaftlich, gesellschaftlich und im Parlament arbeitet, denkt und handelt und von seiner Arbeit lebt.
Was meinen Sie zu den derzeitigen Entschädigungen für Parlamentarierinnen und Parlamentarier?
Diese Entschädigungen entsprechen weder der Leistung noch dem Aufwand oder der Zeit, die man investieren muss. Ich fände es angemessen, wenn wir so entschädigt würden wie zum Beispiel Gymnasiallehrer.
Was sollte Ihrer Meinung nach verbessert werden?
Will die Schweiz ein Parlament, das nicht von privilegierten Lobbys bestimmt wird, dann muss sie die Parlamentarier anständig entschädigen und ihnen ermöglichen, sich selbständig eigene Meinungen und Interventionen zu erarbeiten. Das bedingt eine professionellere Ausstattung und Entschädigung.
Christoph Blocher fordert eine Rückkehr zum Milizparlament und verlangt deshalb die Reduktion der Parlamentsentschädigung auf eine Jahrespauschale von 50‘000 Franken. Unterstützen Sie diese Forderung?
Sicher nicht. Das können sich nur jene leisten und solche wollen, die so reich sind wie Blocher und alte Firmen filetiert und ausspekuliert haben. Ein solches Parlament wäre weder repräsentativ für die Bevölkerung noch könnte es das Gemeinwohl oder das Allgemeininteresse vertreten. Wer gute Arbeit nicht bezahlen will, bekommt keine gute Arbeit. Der protestantische Pfarrerssohn C.B. sollte wissen, dass nur nichts kostet, was nichts wert ist.
Und traurig ist, dass die SoZ sich mit solchen Fragen einmal mehr zum Sprachrohr Blochers macht und die Fragen so thematisiert, wie er es haben will. Gleiches macht auch der TA schon. Die Prostitutionsbereitschaft einiger Zeitungen ist aber leider nichts Neues.
Kontakt mit Andreas Gross
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