23. Dez. 2013
Blick
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Die Rücksichtslosigkeit gegenüber Mensch und Natur liegen in der Konzeption der Sotschi-Spiele
... Geplant sind Besuche von Sportminister Ueli Maurer (SVP) und dem neuen Bundespräsidenten Didier Burkhalter (FDP). Aufgrund der «neuen Situation» fordern die Jungen Grünen um Nationalrätin Aline Trede nun einen totalen Boykott der Spiele – kein Regierungsmitglied dürfe «neben Putin auf der Ehrentribüne Platz nehmen», schreiben sie in einem Brief an den Bundesrat.
Das geht Aussenpolitiker und Europaratsmitglied Andreas Gross (SP/ZH) zu weit. Er findet: Maurer darf als Sportminister nach Sotschi fliegen, ein Besuch des Bundespräsidenten sei schlicht unnötig. Eine «gut schweizerische Lösung», so Gross. Er selbst sei bei der Frage eines Boykotts «hin- und hergerissen». Ob ein Mensch persönlich eine Reise verweigere oder ob ein Land eine Olympiade boykottieren solle, seien zwei ganz verschiedene Paar Stiefel. Zumal es in der Schweiz, die es sich nie ganz mit einem anderen Land verderben möchte, keine solche Tradition des Boykotts gäbe.
Ein totaler Boykott würde die hervorragenden Beziehungen zwischen den beiden Regierungen, welche die Schweiz zur Verhütung des Schlimmsten vielleicht auch mal wieder nutzen könnte, auf null zurückwerfen, ist er überzeugt. Denn die Spiele seien «Putins liebstes Kind», und ein solcher Affront würde dieser «nie vergessen», glaubt Gross.
Trotzdem: Die Situation rund um die Spiele in Sotschi sei unhaltbar. Für ihn stehen aber weniger die Gesetze gegen Homosexuelle im Vordergrund, sondern die Rücksichtslosigkeit gegenüber Mensch und Natur in der ganzen Konzeption und dem Aufbau der Sotschi-Spiele. So seien Häuser ohne Entschädigung abgerissen, Menschen verpflanzt worden und der einheimischen Bevölkerung und deren Kultur sei null Respekt entgegengebracht worden. Diese Kritik dürfe man als Schweizer problemlos vertreten, sagt er mit Verweis auf das Olympia-Nein der Bündner im vergangenen Frühjahr.
Kontakt mit Andreas Gross
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