12. Mai 2009
Human Rights Watch
Komitee Zürich
SWX Swiss Exchange
Vortrag von A. Gross
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Demokratie, Menschenrechte und die Schweiz
Warum haben wir es so schwer, zusammenzubringen, was zusammen gehört? Ein Blick zurück nach vorn.
Einige Thesen zur Diskussion:
1.
Die Menschenrechte in unserem heutigen Verständnis sind die Frucht des Lernens vieler Menschen nach den grossen politischen Katastrophen, insbesonders der Weltkriege des 20. Jahrhunderts. Die Schweiz erlitt diese Katastrophen nicht unmittelbar. So wurde dieser kollektive Lernprozess in den vergangenen 60 Jahren nicht Teil ihrer eigenen politischen Kultur oder gar ihrer «nationalen Identität».
2.
Das ist historisch deshalb zumindest paradox, weil zwischen 1830 und 1870 die Schweiz in Europa bezüglich der liberalen Grundrechte und der radikalen Demokratie weltweit zur Avantgarde gehörte und sich teilweise gleichsam als menschenrechtlichen Brückenkopf im monarchistisch autoritär regierten Europa verstand.
3.
Doch möglicherweise wurde ihr genau diese Pionierrolle zum Verhängnis: Viele Schweizer missverstanden gewisse grundrechtliche Errungenschaften als Privilegien von Schweizern und nicht als Menschenrecht.
4.
Nach 1870 und während des ganzen 20. Jahrhunderts hatte die Schweiz glücklicherweise die Gelegenheit, nicht nach Katastrophen lernen zu können. Die Schweiz musste also lernen, ohne Katastrophen zu lernen. Leider passierte das jedoch viel zu langsam. Dies erweist sich bis heute in menschenrechtlichen Zusammenhängen als Nachteil. (Auch wenn Europa und der Welt der wichtige Lernprozess, auch ohne Katastrophe lernen zu müssen, immer noch bevorsteht).
5.
Doch Demokratie und Menschenrechte bleiben permanente Prozesse, keine einfach einmal errungene Errungenschaften, mithin kollektive Lernprozesse. Solche Lernprozesse müssen vielfältig angestossen, befruchtet, beschleunigt, reflektiert und fundiert werden. Dazu fehlt es in der Schweiz bis heute an der notwendigen Infrastruktur.
6.
Die Demokratie ist ein Menschenrecht. Das scheinen zu Hause viele Demokraten und weltweit viele Menschenrechtler aber auch immer wieder zu vergessen.
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Andreas Gross
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