3. Dez. 2008

Ich will auf keinen Fall Bundesrat werden!


Sehr geehrter Herr A. Gross

Sie sind eine Bereicherung für unsere Nation. Besten Dank für Ihre Arbeit. Ihre Gedanken sind die Basis für eine sachliche Diskussion über die Werte unserer Gesellschaft. Mich beschäftigt jede BR-Wahl und ich frage mich jeweils, weshalb man in der Schweiz nicht den Mut hat, unkonventionelle Lösungen in Betracht zu ziehen. Das Parlament könnte beispielsweise mich wählen. Ich bin 42 Jahre alt, im Denken sehr offen und die in den letzten Tagen so oft erwähnten Werte wie Kollegialität, Gewaltentrennung sowie Respekt vor anders Denkenden sind für mich sehr wichtig. Ich bin Major, kenne das Militär und ich kenne die aktuellen Probleme im VBS sehr genau. Zudem, und das finde ich an der Zahl 13 so interessant, bin ich am 13. geboren.

Gewiss, meine Chance gewählt zu werden, sind gleich null. Und das finde ich in der Schweiz sehr schade. In diesem Land muss man zuerst mehrere Jahre in einer Partei mitarbeiten, muss Ämter wahrnehmen und ein grosses Netzwerk aufbauen. In Amerika werden Präsidenten gewählt, auch wenn sie nicht mehrere Jahre ein Exekutivamt ausgeführt haben.

Heute Morgen habe ich im Bus über die Bezeichnungen Politiker, Politikerin sinniert. Fazit: In diesem Land ist jede Person ein Politiker, eine Politikerin. Wir leben in einer Demokratie und jede Person macht sich letztlich Gedanken über die Rahmenbedingungen. Weil ich jedoch keine Parteizughörigkeit kenne, wird mein Beitrag als Bürger dieses Landes an die Gestaltung der Rahmenbedingungen für das Zusammenleben darauf begrenzt, mich für möglichst viele Aspekte zu interessieren. Meine Hobbys gebe ich jeweils mit www.admin.ch an. Ich würde in den Anhörungen in den Ausschüssen des Parlaments auf alle Fälle bestehen ;-).

Sie werden mit Recht darauf hinweisen, dass ich mich einfach bewerben könne. Da kann ich Ihnen nicht widersprechen. Aber wie sagten Sie doch am 03.12.2008 so treffend im Tagesgespräch: Gewählt wird mehrheitlich eine Person, die vordergründig nicht zur Verfügung steht.

Ich will auf keinen Fall BR werden!

Schade, dass ich diesen Satz noch nie von Ihnen in der Öffentlichkeit vernommen habe. Somit werden wir Bürgerinnen und Bürger noch lange warten müssen, bis Ihr Gedankengut in der Exekutive zum positiven Gelingen aktiv beträgt.

Ich wünsche Ihnen viel Glück für die verbleibenden Tage bis zur Wahl, damit doch noch Alternativen aufgebaut werden.

Freundliche Grüsse
J.Z.

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Sehr geehrter Herr Z.

Ich bin ganz mit Ihnen einverstanden, jeder Bürger in der Schweiz ist ein Politiker! Ich habe dies schon seit Jahren vor allem im Ausland im Kontext von Diskussionen um die Direkte Demokratie immer wieder gesagt.

Als Bundesratskandidat müssen Sie aber die Wählenden überzeugen und dafür müssen diese sie mehr oder weniger kennen. Deshalb also zuerst beispielsweise ins Parlament.

Für mich ist es zu spät - ich konnte dafür seit 35 Jahren politisch so wirken, wie ich wollte und war. Das ist vielleicht mehr, als Bundesrat zu werden, dafür aber anders sein zu müssen!

Mit Dank und freundlichen Grüssen
Andi Gross


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