30. Jan. 2007
NZZ
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Trajkovskis Tod - Unfall oder Attentat?
Unbequeme Fragen im Europarat - Anlauf zu einer Untersuchung
uth. Strassburg, 29. Januar
Knapp drei Jahre nachdem der Präsident Mazedoniens, Boris Trajkovski, am 26. Februar 2004 bei einem Flugzeugabsturz ums Leben gekommen ist, sind Ursachen und Begleitumstände des Unglücks nach wie vor ungeklärt. Die von verschiedenen Stellen verfassten Berichte werfen offenbar mehr Fragen auf, als sie beantworten. Da Trajkovski als Hoffnungsträger für ein alle Volksgruppen integrierendes Mazedonien galt und damit bei den Fanatikern der einzelnen Lager entsprechend verhasst war, hat der Schweizer Nationalrat Andreas Gross jetzt in der Parlamentarischen Versammlung des Europarats eine Untersuchung des Todes von Trajkovski beantragt. Auf Trajkovskis Wagen war schon kurz vorher ein Attentat verübt worden. Gross' Antrag wird von mehreren Parlamentariern aus verschiedenen Ländern und Fraktionen unterstützt.
Ein Präsident mit vielen Gegnern
Am Morgen seines Todestages war Präsident Trajkovski mit einer kleinen Delegation nach Mostar geflogen, um dem Aussenminister von Bosnien-Herzegowina den mazedonischen Antrag zur Aufnahme in die EU zu präsentieren. Zur gleichen Zeit flog Ministerpräsident Branko Crvenkovski nach Dublin, um dem irischen EU-Rats-Vorsitz denselben Aufnahmeantrag zu überreichen. Kurz nach 8 Uhr brach der Kontakt zwischen der Luftverkehrskontrolle und der Maschine Trajkovskis ab, und bereits um 10 Uhr wurde in den Fernsehnachrichten gemeldet, der irische Ministerpräsident habe den Tod des mazedonischen Präsidenten bekanntgegeben.
Ein Absturz liess sich zwar vermuten, aber die Frage blieb im Raum, wie Crvenkovski wissen konnte, dass niemand der neun Personen an Bord überlebt hatte. Und warum verkündete er am Abend nach seiner Rückkehr nach Skopje vor dem nationalen Sicherheitsrat gegen den Protest der Opposition bereits eine dreitägige Staatstrauer, wo nach offiziellen Angaben das Wrack der Maschine erst am nächsten Morgen gefunden wurde? Völlig unaufgeklärt ist auch die Tatsache, wieso die Angehörigen der Getöteten persönliche Dinge der Opfer völlig intakt und vor allem ohne Brandspuren ausgehändigt erhielten, während die Leichen der Flugzeuginsassen, bis zur Unkenntlichkeit verbrannt, in einiger Entfernung neben dem Wrack gefunden wurden. Und schliesslich gibt es keine Antwort auf die Frage, welche Rolle die internationale Schutztruppe Sfor spielte, die zuerst am Absturzort war und den örtlichen Polizei- und Sicherheitskräften den Zugang strikt verwehrte.
Interesse gegen Desinteresse
Die Klärung dieser und weiterer Fragen wie jener, warum beispielsweise die mazedonische Regierung offenbar kein Interesse daran zeigte, die Trümmer des Flugzeuges zur weiteren Untersuchung überstellt zu bekommen, oder was es mit dem ungeklärten Tod einer Beamtin auf sich hat, die den Fall bearbeitete, sollte nach Gross mit Hilfe der unabhängigen Untersuchung erreicht werden. Sollte sein Antrag auf Zustimmung stossen, könnte die Parlamentarische Versammlung ähnlich wie bei der Prüfung der CIA-Flüge zur Verschleppung von Terrorverdächtigen durch die CIA einen Berichterstatter beauftragen.
Kontakt mit
Andreas Gross
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