5.01.2003

Nature,
Bd. 421, S. 155

Kluge Basis

Despotie kostet, Demokratie zahlt sich aus

Politische Entscheidungen fällt man an der Urne (Deutschland), mit Lochkarten (USA) oder durch Handheben (Appenzell). Demokratie funktioniert aber auch mit niederfrequentem Grummeln (Elefanten), Tanzen (Bienen), Geschrei (Kapuzineraffe). Die Basis entscheiden zu lassen ist nicht so kompliziert und langwierig, wie mancher behauptet. Gorillas setzen sich in Bewegung, wenn eine Zweidrittelmehrheit dies hörbar wünscht. Rothirschen genügen 62 Prozent aufstehende Gemeindemitglieder. Schwäne zählen Bewegungen: Hat sich in der Gruppe pro Minute mindestens 26,7 Mal ein Kopf bewegt, ist Flucht angesagt. Bei Kaffernbüffeln weicht die Laufrichtung höchstens drei Grad von der Blickrichtung der Frauen ab. Demokratie ist sogar mit dem Hintern zu praktizieren: Wo sich Mantelpavianmänner hinsetzen, gibt an, in welche Richtung es nach der Rast weitergeht.

Forscher aus Brighton haben nun mit einer Modellrechnung erfreuliche Schlüsse gezogen (Nature, Bd. 421, S. 155): Demokratie zahlt sich aus. Regieren Despoten, sorgt das für höhere Kosten. Wohltätig wirke sich insbesondere aus, dass demokratisch geführte Horden zu weniger extremen Entscheidungen neigen.

Ob sich Parlamentarismus oder die Trennung von Kirche und Staat rechnet, haben die Forscher nicht erkundet. Bloss: dass die Viecher den Nutzen der Basisdemokratie offenbar erkannt haben. Im Gegensatz zu manch höherem Primaten.

U. Willmann

Andreas Gross

 

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