12. Feb. 2018

albinfo.ch

Zum 10. Geburtstag
des jüngsten Staates Europas



Wir werden euch so fest unterstützen wie wir können. Doch ent­schei­den werdet Ihr Kosovarinnen und Kosovaren. Auf Euch kommt es an. Ihr müsst mehr und vieles anders tun, damit es allen in Ko­so­vo in zehn Jahren in jeder Beziehung besser geht als heute.

Von Andreas Gross

Der jüngste Staat Europas mit der jüngsten Bevölkerung in Europa liegt uns Schweizern besonders am Herzen. Denn ausserhalb von Kosovo leben nirgendwo so viele Kosovarinnen und Kosovaren wie in der Schweiz. Unter den jüngeren Schweizerinnen und Schweizern haben überdurchschnittlich viele kosovarische Wurzeln. Deshalb ist der Kosovo so etwas wie unser 27. Kanton. Entsprechend freuen wir uns über des­sen 10. Geburtstag.

Unser Geburtstagswunsch: Dass der Kosovo in seinem zweiten Lebens­jahr­zehnt nicht nur erwachsen sondern auch ein Ort wird, in dem es allen Bewohnerinnen und Bewohnern in jeder Beziehung besser geht als heu­te. Unser mit unseren Wünschen verbundenes Geburtstags-Versprechen: Wir werden euch dabei so fest unterstützen wie wir können. Doch ent­scheiden werdet Ihr Kosovarinnen und Kosovaren. Auf Euch kommt es an. Ihr müsst mehr und vieles anders tun, damit es allen in Kosovo in zehn Jahren in jeder Beziehung besser geht als heute.

Ihr müsst beginnen, nur noch Politikerinnen und Politiker zu wählen, die sich einsetzen für die Bürger und das ganze Land und weniger fürs ei­ge­ne Geschäft und für den eigenen Geldsack. Wer sich Ferien in einem Hotel glaubt leisten zu können, in dem eine Nacht mehr kostet als ein Lehrer oder eine Krankenschwester in Kosovo in einem Monat verdienen, der hat sich für ein öffentliches Amt disqualifiziert. Er sollte zurücktreten. Wenn er dies nicht tut, dann bekommt er und seine Partei das nächste Mal keine Stimme mehr.

Wer Kriegsverbrecher schützt und verhindert, dass sie vor ein Gericht kommen, der disqualifiziert sich genauso. Kein Freiheitskampf kann Verbrechen gegen die Menschlichkeit rechtfertigen. Erst wer die eigenen Verbrecher vor Gericht bringt, kann verlangen, dass andere mit ihren dies ebenso tun. Keine Verdienste rechtfertigen Straflosigkeit. Sonst wird Un­recht zur Gewohnheit, Gerechtigkeit zur Illusion und eine friedliche Nach­bar­schaft zur Unmöglichkeit.

Das Gesetz gilt für alle. Alle sind vor dem Gesetz gleich. Wer anders agiert, wird bestraft. Wer andere Wurzeln hat als die Mehrheit, ist ge­nau­so willkommen wie jene, die seit Jahrzehnten dazugehörten. Denn die Vielfalt macht den Reichtum aus, nicht das Geld, das meist nicht dem zusteht, der darüber im Übermass verfügt.

Und zum Schluss vielleicht unsere wichtigste Geburtstags-Geschenk-Max­ime: Wenn jeder Mensch im Kosovo jederzeit nur noch wie oben beschrieben handelt, würde dies allen gut tun. Dann können wir uns darauf freuen, dass in zehn Jahren mehr Kosovarinnen und Kosovaren mit mehr Freude und Zufriedenheit ihren 20. Geburtstag begehen können als heute, wo zu viele traurig sind, wenn sie sehen, was einige mit diesen tollen Menschen in diesem wunderbaren Land angerichtet haben.

Der Autor ist bekannter Schweizer Politiker, langjähriger Abgeordneter im Europarat und Präsident von albinfo.ch


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